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05.12.2023
#Einblick #ZumNachlesen

Warum unsere Geschichte?

In „LICHT“ am FFT Düsseldorf erzählen jesidische Frauen von den Verbrechen des IS

„Warum unsere Geschichte?“ Das war die erste Frage, die die potenziellen Erzählerinnen der Regisseurin Tea Tupjaić im April 2022 stellten. Tupajić war gerade von Zagreb nach Deutschland gereist, um mit der Arbeit an ihrem Stück LICHT zu beginnen, in dem es um die Verbrechen der Organisation Islamischer Staat an jesidischen Frauen gehen sollte. Verbrechen, bei denen 7.000 Frauen und Mädchen jahrelang versklavt, vergewaltigt und verkauft wurden und die inzwischen offiziell als Völkermord anerkannt werden. Grausamkeiten, die nicht greifbar sind. Und genau das war die Antwort der Regisseurin an die potenziellen Erzählerinnen: „Heute gibt es nur noch wenig ungehörtes und unvorstellbares Grauen. Diese Verbrechen an den jesidischen Frauen im Nordirak gehören dazu.“

Ein Jahr lang hat Tupajić mit den Frauen zusammengearbeitet und gemeinsam mit ihnen den Theaterabend LICHT entwickelt. Die von den Münchener Kammerspielen und dem Forum Freies Theater Düsseldorf koproduzierte Arbeit stellt die Geschichten und das Leid der entführten und verschleppten Frauen in den Vordergrund. Sie betreten die Bühne und bluten das aus, was ihnen damals widerfahren ist – und zwar genau so, wie sie es in Erinnerung haben. Sie überlassen die Geschichte den Zuschauer*innen im Saal. Und: Sie erzählen so lange, wie sie wollen oder bis sie nicht mehr können. Sie entscheiden selbst, ob sie an dem Abend die Bühne betreten und – wenn sie es tun – wie lange sie ihre Geschichte erzählen möchten.

LICHT feierte Anfang dieses Jahres eine umjubelte Premiere in München. Jetzt ist die Arbeit am 26. und 27. Januar 2024 erstmals in Düsseldorf zu sehen. Gezeigt wird LICHT ausschließlich an Theatern mit weiblicher künstlerischer Leitung.