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22.04.2024
#ZumNachlesen

Popkultur, Fußball, Geld und Korruption

Monika Gintersdorfer im Interview

Zum Einstieg: Wer ist La Fleur und was macht Ihr?

La Fleur ist eine transnationale Gruppe – das heißt eine Gruppe, die Performances, Theater, Film und Musik macht. Und wir kommen aus der Elfenbeinküste, Deutschland und Mexiko und arbeiten in einem mehrsprachigen System mit verschiedenen Perspektiven.

Wie ist Euer Bezug zum Fußball?

Einige unserer Gruppenmitglieder – vor allem Ordinateur, der wegen seiner extrem guten Beinarbeit den Beinamen „magic feet“ hat – ist auch ein sehr guter Fußballspieler und vor allem ein Fußballfan. Er hilft manchmal anderen Fußballern, die vom afrikanischen Kontinent hierherkommen wollen, herauszufinden, wo Spieler gesucht werden. Er wettet auf Fußball und verfolgt alle Matches. Genauso passioniert sind zum Beispiel auch Alaingo und Éric Tagbo, der den begleitenden Film zum Stück macht. Annick Choco kommt aus dem Showbiz und ist Tänzerin, Choreografin und Sängerin – sie ist mit dem Fußball verbunden, weil Fußballstars gerne gemeinsam mit Sängerinnen und Tänzerinnen auftreten, in deren Songs erwähnt werden und sich auch privat treffen. Außerdem sind neben mir noch Timor Litzenberger für die Musik und die Performer*innen Carlos Martínez aus Mexiko und Montserrat Gardó Castillo im Team. Wir vier sind aber eher Amateur*innen im Fußball und arbeiten uns rein, weil wir uns für den Zusammenhang von Bewegung – vor allem Tanz – und Fußball interessieren.

Was seht Ihr kritisch an der Entwicklung im Fußball?

Ab etwa den 70er Jahren kam das große Geld in den Fußball: Durch die FIFA, durch ein Sponsorensystem, durch Sepp Blatter. Und ab dem Moment ist das alles explodiert: Fußball wurde von einem eh schon populären Sport zu einem, der wahnsinnig viel Geld angezogen hat. Und so ist dann auch die Korruption eingezogen, das heißt: Die Weltmeisterschaft ist eines der begehrtesten Ereignisse, die ein Land austragen kann. Und was dann hinter den Kulissen alles läuft – die Verteilung von Geldern, Einflussnahmen auf die Politik – das wird seit mittlerweile über 50 Jahren sehr von Korruption geprägt. In den 2000er Jahren hat es dann nochmal einen großen Schub gegeben, durch den zum Beispiel auch die Spitzenspieler noch einmal wesentlich mehr Geld verdienten. Also: Das Geld spielt eine immer größere Rolle. Mittlerweile gibt es ja auch Gegenbewegungen der Fans und das FBI hat gegen die FIFA ermittelt, aber das Ganze ist schwer aufzuhalten.

Wie verbindet sich aus eurer Sicht der Sport mit Popkultur und Kommerz?

Das geht Hand in Hand. Shakira hat einen Song zur Fußball-WM gemacht, den jeder kennt. In anderen Ländern findet diese Verbindung nicht nur auf dieser Megastar-Ebene statt, sondern auch viel unbekanntere Sänger*innen gehen anlässlich des CAN (Africa Cup of Nations) ins Studio und produzieren dort ihre eigenen Songs – das heißt, dort wird die popkulturelle Begeisterung noch auf einer anderen, kleineren, popkulturellen Ebene und in der Bevölkerung mitgetragen. Man weiß außerdem, dass zum Beispiel Neymar den kolumbianischen Popstar Maluma zu seinem Geburtstag eingeladen hat. Man kann sagen: Je nachdem, auf welcher Gehaltsstufe sich der Fußballer befindet, auf dem Level befinden sich auch die Popstars, mit denen er sich trifft. Und die Verbindungen sind häufig sehr eng, weil sowohl Popmusik als auch Fußball natürlich Traumberufe für viele junge Leute sind – und sich gemeinsam zu zeigen verstärkt die Sichtbarkeit einfach sehr stark.

Habt ihr Beobachtungen darüber gemacht, ob diese Verbindung im Verlauf der Jahre stärker geworden ist?

Man kann sagen: Victoria und David Beckham waren in dieser Hinsicht das erste wirkliche Promi-Paar. Bei den beiden scheint es ja tatsächlich Liebe gewesen zu sein, aber das mussten die beiden erstmal geheim halten – der Trainer von Manchester war von dieser Verbindung gar nicht begeistert. Man wollte nicht, dass eine Person berühmter ist als die anderen Teammitglieder. Dann hat die Beziehung der Beckhams aber so viel Medienpräsenz bekommen – man sagt sogar mehr als Lady Di und Prince Charles – dass sich dadurch das Feeling für Popkultur und Fashion in Verbindung zum Fußball extrem verstärkt hat. Und die beiden wurden dann natürlich zum Beispiel für Nachfolgende – zum Beispiel Shakira und Piqué.

Worauf können sich die Zuschauer*innen bei „Konami – der Fußballtanz“ freuen?

Es ist eine Aufführung, die sehr tanzstark ist, in der aber auch immer wieder Fußballbewegungen in Tanz transformiert werden und umgekehrt. Wir werden verschiedene Phänomene genauer unter die Lupe nehmen: Das heißt, es gibt Songs und Texte, in denen es um die Verbindung von Popkultur und Fußball geht, aber auch solche, die sich mit Geld und Korruption beschäftigen.

Und zum Schluss möchten wir von Euch wissen, wer Europameister 2024 wird? ;-)

Ich kenne die französische Nationalmannschaft fast am besten – aber ich könnte mir vorstellen, dass Spanien auch interessant wäre. Wahrscheinlich wünschen sich viele bei uns aus dem Team, dass ein Außenseiter gewinnt – jemand, der vielleicht zum ersten Mal dabei ist und dass es die totale Überraschung wird.