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03.12.2021
#Interview #Tanz #Feminismus

„Unsere Tänzer*innen sind Wesen aus Stahl und Seide“

über das Stück: Präludium der Kälte

Cooperativa Maura Morales

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Einen kurzen Auszug aus unserem Gespräch könnt ihr hier nachlesen. Die volle Version gibt’s auf Soundcloud

Maura Morales und Michio Woirgardt von der Cooperativa Maura Morales sprechen mit uns über ihre neue Tanzperformance PRÄLUDIUM DER KÄLTE, Körperdisziplin in der Pandemie und Humor in ernsten Zeiten.

FFT: Die neuste Produktion der Cooperativa Maura Morales PRÄLUDIUM DER KÄLTE setzt sich mit der „Erkaltung des weiblichen Körpers“ auseinander. Was ist unter dieser „Erkaltung“ zu verstehen?

Maura Morales: Trainieren, sich bewegen ist Teil unseres alltäglichen Lebens und auf sowas verzichten zu müssen, ändert total die Art unseres Lebens. Und bei dieser Art vom Leben, die die Pandemie abverlangt, verschwindet auch alles was warm und weich ist und es entsteht dann diese Disziplinierung, Effekitivät und Normierung.

Michio Woirgardt: Das betrifft den Tänzerkörper aber auch v.a. den weiblichen Körper: Du sollst schön, schlank und effektiv sein. Diese Erkaltung geht bis in die Selbstwahrnehmung hinein. Wir selbst sind inzwischen unsere strengsten Beobachter.

Maura Morales: Ich würde sagen, dass das es dieses Verschwinden der Lebendigkeit ist, dass wir als „Erkaltung“ beschreiben.

FFT: Du bist eine Choreografin, die ihren Tänzer*innen gerne einiges an Körperbeherrschung abverlangt. Wie sahen in diesem Fall die Probenprozesse aus?

Maura Morales: Ich hatte Glück, denn meine Tänzer*innen sind Wesen aus Stahl und Seide, und sie erlauben mir mit Ihnen die Grenzen unserer Körper auszuloten und zu überschreiten. Ich suche auch nach der Virtuosität und meinem Bewegungsvokabular in anderen Körpern. Und da ich grade in diesem Stück nicht tanze ist es schön mich, sozusagen, in anderen Körpern zu „sehen“.

FFT: Die Cooperativa Maura Morales ist dafür bekannt eine Gratwanderung zwischen Humor und Ernsthaftigkeit hervorragend zu meistern. Könnt ihr Humor als Mittel noch nutzen – oder nimmt die Ernsthaftigkeit in diesen Zeiten auch bei euch zu?

Maura Morales: Vielleicht brauchen die Leute auch Stücke mit Humor, um die derzeitige Situation zu vergessen – ich nicht. Die Pandemie, die nicht aufhört, die Diktatur, die sich in meiner Heimat (Cuba) entwickelt, die Menschen leiden lässt und gegen die ich nichts tun kann – es sind alles Sachen, die mich beschäftigen. Und ich erlaube mir auch nicht (meine Lage) zu genießen, da ich an andere Menschen denken muss.

Michio Woirgardt: Bei mir ist es ganz ähnlich. Wir haben den Humor im Probenprozess gesucht, doch der Körper ist momentan einfach ein Schlachtfeld und es ist keine Zeit für Humor.

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