Theater an der Ruhr

Der zerbrochne Krug. Tambora

Theater Junges FFT Theater + Performance

Der Krug ist dahin, zerbrochen – doch von wem? In Kleists Komödie um den schuldigen Dorfrichter Adam verbirgt sich eine Dynamik, die hochernst ist: Erpressung, sexuelle Nötigung und Voyeurismus verbinden sich in einem System aus Machtgefälle und Angst. Wer hat ein Interesse daran, dass die Wahrheit nicht ans Licht kommt – und aus welchem Grund? Ist tatsächlich nur ein Krug zerbrochen, oder wird in diesem Gerichtsstück nicht ein viel größerer Schaden verhandelt?

Gezeigt wird ein Gefüge, in dem sich viele schuldig ma­chen: Historischer Hintergrund ist bei Kleist das wirt­schaftlich expandierende Holland, das sich mit Kriegsge­walt den Reichtum aus Gebieten des heutigen Indonesien sichern will – gewonnen durch die zweifelhaften Methoden der weltweit ersten Aktiengesellschaft, der Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC). Mehr noch als die Frage nach dem Krugzertrümmerer stellt sich im Gerichtssaal die Frage nach Leben und Tod: Gelingt es der unschuldigen Eve ihren Verlobten Ruprecht vor dem Zugriff der Armee zu retten, die ihn in den sicheren Tod nach Batavia, dem heutigen Jakarta, schicken wird? Und wer profitiert in die­sem System?

Von und mit

Regie: Philipp Preuss Bühne: Sara Aubrecht Ausstattung: Eva Karobath Video: Konny Keller Musik: Kornelius Heidebrecht Dramaturgie: Constanze Fröhlich Sound Design: Uwe Muschinski Lichtdesign: Jochen Jahncke Maske: Marion Leinders Regieassistenz: Sarah Wessels Abendspielleitung: Hannah Köhler; Lara Marquardt

Es spielen: Dagmar Geppert, Kornelius Heidenbrecht, Fabio Menéndez, Felix Römer, Gabriella Weber, Marie Schulte-Werning, Joshua Zilinske

Das Theater an der Ruhr

Das Theater an der Ruhr wurde 1980 als alternatives Modell zum deutschen Stadttheater, als ein Ensembletheater neuen Typs, gegründet. Der Sitz des Theaters im historischen Jugendstilgebäude am Raffelpark in Mülheim an der Ruhr ist bis heute ein Ort für zeitgenössisches Theater und Kunst, der sich modischen Trends entzieht und offene, mehrsprachige Diskurse und internationale Begegnungen stiftet – ein gesellschaftlicher Denkraum der Diversität und der Teilhabe.
Die konzentrierte programmatische Arbeit ist nicht nur eine wesentliche Idee aus der Gründungszeit des Theaters, sie ist nach wie vor aktuell: Seit der Spielzeit 2023/2024 stehen thematische Zyklen im Zentrum der Arbeit, die den klassischen Repertoirebetrieb abgelöst haben. Pro Spielzeit widmen sich drei jeweils mehrwöchige „Theaterinseln“ mit Theaterprojekten, Diskursen, Workshops, bildender Kunst und anderen Formaten einem übergreifenden Thema und bestimmen die inhaltliche und ästhetische Forschungsarbeit am Haus. Nach der Spielzeit 23/24 zum Thema RAUSCH, steht in der aktuellen Spielzeit 24/25 am Theater an der Ruhr alles im Zusammenhang mit dem GEHEIMNIS. In den Zwischenzeiten rücken zielgruppenorientierte Projekte in den Fokus, wie internationale Reihen oder Projekte für Kinder und Jugendliche.
Bei aller Unterschiedlichkeit sind die Aufführungen des Theater an der Ruhr von der Idee des Ensembles getragen und verstehen sich als politisch im Sinne eines kommunikativen, öffentlichen Vorgangs, dessen Wesen eher im Traum – in den Entwürfen von Welten, die im Tagespolitischen nicht zu finden sind – besteht.