Träume sind unsere Realität – Festival für inklusives Gelingen und Scheitern
Meine Damen und Herren und das FFT
Wie wird Kunst gemacht und wie können dabei möglichst viele gut mitmachen? Diese Frage stand im Zentrum des Festivals für inklusives Gelingen und Scheitern, das Meine Damen Und Herren und das FFT zusammen geplant haben. An einem Wochenende in ausgelassener und entspannter Atmosphäre gab es für die Zuschauer*innen vieles zu entdecken: in speziell für das Festival entwickelten Formaten wurden künstlerische Arbeiten, Ideen, Projekte, Arbeitsweisen und Praxistools vorgestellt.
Um Begegnungen und gegenseitiges Kennenlernen ging es bei der Eröffnung: Nach einem Warm-Up fürs Publikum luden Meine Damen und Herren zur Summe der einzelnen Teile ein. Für die Gruppe ein neues Format: Während sie bisher ihre Projekte oft im Kollektiv entwickelt hat, versammelte der Eröffnungsabend vierzehn Präsentationen von Einzelprojekten der Ensemblemitglieder. Für einige war es das erste Mal als Solo-Performer*innen, Autor*innen oder Regisseur*innen. Die Zuschauer*innen erlebten an verschiedenen Orten kurze Teaser der Stücke in Form von Performances, szenischen Lesungen, Installationen, Hörspielen und Kurzfilmen und konnten dabei in die Ideenwelten der Künstler*innen eintauchen. Beim anschließenden Konzert von Habitat ließen alle den Abend entspannt ausklingen.
Am Samstag fiel um 11 Uhr der Startschuss für ein vollgepacktes Programm, beginnend mit vier parallel stattfindenden Workshops. „Was brauchen wir voneinander, um gut arbeiten zu können?“ fragten sich die Teilnehmer*innen von „Besser Zusammenarbeiten mit Access und Care-Ridern“ angeleitet von Lea Gockel und Roisin Kessler. Der Hamburger Zauberkünstler und Theatermacher Manuel Muerte gewährte im Foyer einer kleinen Gruppe von Auserwählten einen Einblick in seine magische Trickkiste. Zwei Workshops wurden von Ensemblemitgliedern von MDUH im Tandem mit anderen Künstler*innen entwickelt: Mit Hilfe von Improvisation, Spaß, Mut und (alkoholfreiem) Beer Pong zeigten Keona Block (MDUH) und Nikola Duric (SHOWCASE BEAT LE MOT), wie man beim Scheitern eine gute Figur macht. Bei Melanie Lux (MDUH) und Annika Tudeer (Oblivia) konnten die Teilnehmer*innen Möglichkeiten kennen lernen, wie sie gemeinsam improvisieren und dabei Fragen des Zusammenlebens und der ökologischen Nachhaltigkeit verhandeln können.
Das BLA BLA BARCAMP startete mit einem kleinen Ausblick darauf, was die Festivalteilnehmer*innen am Abend noch erwarten würde: Queereeoké brachten am Nachmittag mit einem Mini-Workshop das Foyer schon einmal kurz zum Tanzen. Bei den Tischgesprächen mit werkgruppe 2, studio 111, Filo Krause und Theater HORA entwickelten sich intensive Gespräche, ebenso im Ausstellungsraum am Zeichentisch von Elias von Martial (kaethe:K). Hier hatten nicht nur die Zuschauer*innen Gelegenheit, etwas über die Arbeitsweisen in inklusiven Projekten zu erfahren, auch die Künstler*innen konnten sich gegenseitig besuchen und über ihre Erfahrungen austauschen. Wer lieber ein bisschen für sich sein wollte, machte es sich beim Film „Planet HORA“ von Theater HORA auf einem Sitzsack gemütlich oder vertiefte sich in die Videoarbeiten von Oskar Lovis (kaethe:K) und Melanie Lux (MDUH).
Die Ergebnisse einiger Workshops waren bei der „Langen Nacht des Scheiterns und Gelingens“ am Abend Teil des Programms. Es summte aus verschiedenen Teilen des Raums, Blumen wurden hervorgezaubert und Manuel Muerte hüpfte todesmutig mit verbundenen Augen durch einen Parcours aus Bärenfallen und Rasiermessern. Die Songs von Toto Graf luden zum Träumen ein und die unvergleichliche Stand-Up Show von Annika Tudeer begeisterte mit einer Mischung aus politischer Haltung, Humor und radikalem Körpereinsatz.
Das mixed-abled Moderationsteam (Barner 16, FFT, MDUH, i can be your translator) begleitete und umsorgte das Publikum und sammelte dabei Momente des Gelingens und Scheiterns, die am Ende des Abends als Törtchen verspeist werden konnten. Ein ganz besonderes Finale für das Festival war die Party mit Queereeoké. Das Team aus Hamburg schaffte es auch in Düsseldorf, mit einer mitreißenden Mischung aus Wohlfühlatmosphäre und Ekstase das Foyer zu verzaubern.
Das Festival war ein erstes Zwischenergebnis der Zusammenarbeit zwischen FFT und Meine Damen und Herren, die mit der Spielzeit 23/24 begonnen hat. Das Vorhaben, ein Festival zu gestalten, das in allen Arbeitsschritten als inklusiver Prozess verstanden wird – von der Idee über die Konzeption bis zur Kuration und Ausgestaltung – und das genug Raum für künstlerischen Austausch bietet, konnten wir mit „Träume sind unsere Realität“ in die Tat umsetzen. Wir nehmen viele Lernerfahrungen, neue Bekanntschaften, großartige Begegnungen und unsere ganz eigenen Geschichten vom Gelingen und Scheitern mit und freuen uns auf die Fortsetzung unserer Kooperation!
Gespräch mit Festivalkünstler*innen in Einfacher Sprache