Im Rahmen von Re_Generation

05.05. – 14.05.2023

Re_Generation ist ein Festival for Pleasure, Solidarity & Healing. Ein Festival für Vergnügen, Solidarität & Heilung. Zwölf Tage lang kommen internationale Künstler*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen im FFT zusammen, um Praktiken vorzustellen und zu erproben, die auf eine in vielerlei Hinsicht erschöpfte Welt antworten.

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Training for Political Imaginaries

Workshops + Gespräche Gespräche + Workshops Soziale / Urbane Bewegung(en)

Den Auftakt zum Festival Re_Generation bildet die Workshopreihe Training for Political Imaginaries. Gemeinsam mit den Künstler*innen Mithu Sanyal, Siegmar Zacharias, Neha Spellfish, Eroca Nicols und mit der „Re_Generation-Group“ fragen sich die Teilnehmer*innen, wie eine gemeinsame Zukunft in einer erschöpften Welt aussehen kann. Zusammen sammeln sie Kraft und suchen Erholung in einer Welt, in der niemand weiß, wie Heilung zu erreichen ist.

Die „Re_Generation-Group“ besteht aus Studierenden, Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen. Seit November 2022 ist sie Teil des Re_Generation-Festivalkosmos. Entstanden ist die Gruppe aus der Kooperation zwischen dem FFT, Siegmar Zacharias und Cheers for Fears. Sie beschäftigt sich mit dem Thema der Regeneration und reflektiert in Lektüren, Diskussionen und Arbeitsgruppen über die Bedingungen, unter denen wir leben: Klimakrise, Kapitalismus, Kolonialismus – anders gesagt: Ausbeutung und Erschöpfung. Die gesammelten Erfahrungen und entwickelten künstlerischen Praktiken lässt die Re_Generation-Group in mehrere Workshops einfließen.

TIMETABLE

Freitag, 5.5.




Ankommen, sich aufeinander einstimmen, akklimatisieren. Zu Beginn der Re_Generation-Workshops lädt Cheers for Fears zum Warm-Up ein. Mit spielerischen Formaten des Austauschs schaffen wir Raum, um uns gemeinsam auf zwei intensive Wochenenden vorzubereiten, einander und die Gruppe kennenzulernen. Wie leben und arbeiten wir zusammen? In den nächsten Tagen, aber auch darüber hinaus? Diese Fragen stehen während des Auftaktworkshops im Vordergrund und bieten Gelegenheit, sich über Perspektiven und Arbeitsweisen auszutauschen und voneinander zu lernen.

Sprache: Deutsch und Englisch

Cheers for Fears wurde 2013 als Netzwerk und Initiative von jungen Künstler*innen für junge Künstler*innen in NRW gegründet. Die mobile Akademie verfolgt das Ziel, Kunststudierende und Künstler*innen verschiedener Disziplinen für den kreativen Austausch zu begeistern und künstlerische Kollaborationen anzuregen. Die Re_Generation Group ist im Netzwerk und Geiste von Cheers for Fears entstanden.


Samstag, 6.5.



Wie können wir uns mit dem verbinden, was hinter uns liegt? Wie sind wir hierher gekommen?
In dieser Relaxed Performance/ Participatory Workshop wollen wir gemeinsam über intergenerationales und kollektives Erinnern, diasporische Verbindungen und den Prozess des Trauerns und Re_generierens nachdenken. In unserer Forschung zu re_generativen Prozessen haben wir uns gefragt: Welche Machtverhältnisse müssen wir kritisch hinterfragen und welche kollektive Verantwortung tragen wir? Wer kann eigentlich „heilen“? Wie können dekoloniale Gesten aussehen? Durch Klang und Vibration erkunden wir die Beziehung zu unseren Körpern im Raum. Anhand von (poetischen) Scores bewegen und verweilen wir – und treten miteinander in Kontakt. Wir laden euch dazu ein, in Bewegung zu kommen oder im Stillstand einen Raum zwischen Orientierung und Desorientierung zu finden. Wer ist schon (des)orientiert?

Sprache: Deutsch und Englisch

Es handelt sich um eine relaxed Performance/ einen relaxed Workshop / eine Atmosphäre mit Soundinstallation. Der Raum ist über einen Aufzug rollstuhlgerecht zugänglich. Alle Informationen zur Barreierefreiheit gibt es hier. Weitere Hinweise: Teilweise ästhetische Audiodeskription des Geschehens; hohe und niedrige Soundfrequenzen werden verwendet; bitte auf schwarze Kabel auf schwarzem Boden achten.

Linda Jiayun Gao-Lenders (keine Pronomen) ist postmigrantisch-chinesische Performer*in und Sound-Künstler*in. Linda arbeitet an den Schnittstellen von auto-/ethnografischer Biografiearbeit und musikalisch-choreografischen Scores. Derzeit studiert Linda am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen.
Josephine Pascale Rudolph (24.05.1992) ist eine* Sound-Künstler*in und Performer*in. Josephines Arbeiten bewegen sich zwischen Sound, Körper, Raum und deren Verknüpfung mit intersektionalem Klassismus. Josephine studierte Performing Arts und seit 2019 studiert sie* in Gießen am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften.
Janis Jirotka (GER/ČZ/CAN) lebt in Hamburg und arbeitet in der politischen Bildungsarbeit und künstlerischer Forschung zu Erinnerungspolitiken, queerer Geschichte und dem kolonialen Erbe Europäischer Kunstgeschichte. Janis‘ künstlerische Arbeit verortet sich im Schreiben, in Performance und im feministischem storytelling.



Wie können wir lernen, auf Pflanzen zu hören? Und was können wir von Pflanzen, die als Unkraut verschrien sind, über das Leben in der Krise und die Regeneration lernen? Ausgehend von dem von rumänischen Tanten und Urgroßmüttern überlieferten Wissen aus der alten Pflanzenheilkunde werden wir einigen Pflanzen begegnen und mit ihnen in Form von Tees, Aufgüssen, Ölen und Tinkturen zusammen sein. Pflanzen können in komplexen Zeiten materielle Begleiter sein, die sowohl den individuellen als auch den sozialen Körper ansprechen, um die kollektiven Kämpfe, die Selbstverteidigung und die Resilienz zu unterstützen. Wir werden uns fragen, wie Pflanzen uns darauf vorbereiten und uns dabei helfen, in Solidarität mit einer Welt zu leben, die aus mehr als nur aus Menschen besteht.

Sprache: Englisch


Dieser Workshop ist eine Übung in radikaler Resilienz. Wir werden uns als kolonisierte Körper fragen, wie wir uns unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aneignen können. Der Prozess ist zwar begonnen, aber das Trauma des Kolonialismus ist immer noch in unsere Epigenetik eingeschrieben. Wie können wir den Kreislauf der Gewalt durchbrechen, unser Trauma heilen und uns unsere Körper und Objekte wieder aneignen – und was können wir für unsere Zukunft lernen?

Sprache: Englisch



White bodies, black bodies, bodies of culture. “Wenn zwei oder mehr fremde Körper einander treffen, veranlasst unser Reptilienhirn herauszubekommen, ob wir in Sicherheit sind. Ein Kurzschluss, den dieser Hirnteil, der für das Gefühl von Sicherheit zuständig ist, macht, ist zu erfassen, wie ähnlich oder unterschiedlich die anderen Körper sind. Daraufhin schaltet der Körper auf Entspannung oder Anspannung und Selbstverteidigung. Beide, weisse und schwarze Körper, tun das häufig.” Dabei spielen intergenerationale Prägungen, ebenso wie Alltagserfahrungen eine Rolle, so Resmaa Menakem, amerikanischer Autor und Psychotherapeut, der auf den Zusammenhang von Trauma und Rassismus spezialisiert ist. Wir werden Teile seines Buches My Grandmother’s Hands: Racialized Trauma and the Pathway to Mending Our Hearts and Bodies lesen und uns über somatische Übungen und im Gespräch mit Fragen von critical whiteness and white fragility beschäftigen.



Meine größte Inspiration im Bereich Performance und Politik sind Annie Sprinkle und Beth Stephens. Deshalb möchte ich einige ihrer Lehren – und ihren Spaß – mit euch teilen und euch zu einem öko-sexuellen Spaziergang zum Volksgarten einladen, was übersetzt „Garten des Volkes“ bedeutet. Wir werden nach A-Punkten und E-Punkten suchen und lernen, wie man einen Baum einvernehmlich umarmt. Bringt etwas zu essen mit und geht mit der Natur auf Tuchfühlung.

Mithu Sanyal ist eine preisgekrönte Autorin, Rundfunksprecherin und Kulturwissenschaftlerin. Sie arbeitet auf den Gebieten von Gender, Race und Sexualitäten.


Sonntag, 7.5.



Der theoretisch-praktische Workshop „Sexotechnologien“ schlägt vor, technofeministische Performance-Praktiken zu analysieren und zu überdenken. Dabei wird „Sexotechnologien“ insbesondere im Hinblick auf die inhärente Natur-Kultur-Beziehung verstanden. Wir werden mit Pflanzen, Moosen und anderen natürlichen Spezies interagieren und uns ihnen nähern, indem wir aus den performativen Handlungen, die mit ihnen entstehen, Beziehungen des Konflikts erzeugen. Dazu werden wir als Beispiel den Video-Performance-Vorschlag „Dendrophilia“ anschauen, der als erste Annäherung und als alternativer Umgang mit dem Natürlichen verstanden wird. Der Workshop bringt den Teilnehmer*innen die Erstellung eigener Video-Performances nahe, in denen sie ihren eigenen Körper mit technologischen Schnittstellen sowie mit der Natur in Kontakt bringen. Diese lustvolle performative Praxis will elektronische Geräte mit ursprünglicher Natur verbinden – ein magischer Akt des akustischen und visuellen Hackings der Natur.

Teilnehmer*innen sind eingeladen, ein Video von einer Pflanze, einem Baum oder von Moos zum Workshop mitzubringen. Wer möchte, kann auch eine echte Pflanze mitbringen.

Sprache: Englisch + Deutsch

Nicol Rivera Aro (Osorno, 1990). Chilenische Schauspielerin und Forscherin. Schauspielerin mit Spezialisierung auf Dramaturgie, Universität Valparaíso (2015). Doktorandin in Philologie an der Universität Leipzig. Derzeit lebt sie in Berlin, wo sie ihre Arbeit als unabhängige Künstlerin und Forscherin weiterentwickelt. Sie konzentriert sich auf die Beziehung zwischen dem Körper und technologischen Schnittstellen, erforscht den Gender-Diskurs und Post-Porno mit DIY-Elektronik. Sie hat kollektive Performances in Chile, Deutschland, der Schweiz, Holland, Italien und Polen gemacht. Dramaturgin für das Ensemble Tinta Negra (Valparaíso, Chile). Ihre technofeministische, Noise – und Post-Porn-Performance „Noise from the Matrix“ wurde auf Festivals wie dem Performing Arts Festival Berlin 2021, dem Live Performers Meeting Rome 2022 und dem Internationales Digital Kunst Festival Stuttgart 2022 präsentiert.


Dieser Workshop führt die Teilnehmer*innen in die Speak Audiojournal-Plattform ein – eine Multi-User*innen-Erfahrung, die den Austausch von intimen Gedanken und Stimmen fördert. Speak orchestriert gemeinsam aufgenommene Audioschnipsel zu langen, mit Metatags versehenen Gesprächssträngen in einer einfach zu navigierenden mobilen Benutzeroberfläche. Die Plattform unterstützt einen langen, sich ständig verzweigenden Audio-Austausch, der Tagebucheinträge und Antworten als fortlaufenden, gemeinsam nutzbaren Stream ausgibt. Im Rahmen der Beta-Version werden die Teilnehmer*innen lernen, Speak zu installieren und zu benutzen und die Funktionen der Plattform kennenlernen.

Sprache: Englisch

Neha Spellfish arbeitet multidisziplinär in den Bereichen Konzeptkunst und noise art. Ihre Forschung zu Psychosonics und Polyvagal-Theorie lässt Neha in handgefertigte Klangarbeiten und akustische Begegnungen einfließen. Neha produziert generative Klänge mittels live kodierter Audioprogrammiersprachen und lädt das Publikum ein, psycho-emotionale Zustände und die Oberfläche der autonomen Wahrnehmung zu erkunden.


„Aggressive Snuggling: Von der Politik der Berührung zur Poetik der Berührung“ ist eine Praxis, die Eroca Nicols entwickelt hat, um verkörperte Zustimmung und Taktiken der Körperautonomie zu vermitteln, indem sie die Grundlagen des Brazilian Jiu-Jitsu als Lernrahmen nutzt. Sie versteht diese Praxis als eine Kombination aus Pre-Dojo, Trans-Befreiungspraxis, der Arbeit am Vertrauen in andere Menschen und den Grundlagen des „Ja“ und „Nein“. Sie arbeitet mit Tänzer*innen, Choreograf*innen und/oder Queers und Trans*-Personen, die an queerer Selbstverteidigung interessiert sind. Für eine Teilnahme ist keine Erfahrung mit Kampfsportarten erforderlich.

Eroca Nicols ist Choreograf*in, Tänzer*in und Organisator*in von Kontexten für kollektive Befreiung durch Beziehungsaufbau und Verkörperung. Nach Nicols Bachelor der Freien Kunst (Honors BFA) in Film/Video/Performance und Bildhauerei am California College of the Arts (San Francisco, Kalifornien) verlagerte sich Nicols künstlerische Praxis auf den Körper. Nicols studierte in Kanada an professionellen Programmen des Ballet Creole und der School of Toronto Dance Theatre, bevor Eroca sich in funktionsbasierten und improvisatorischen Formen weiterbildete.


Credits

Re_Generation wird gefördert durch die Kunststiftung NRW sowie im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. In Kooperation mit Cheers for Fears.